(nach Ernst Wackenroder)

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Ringsum von hügeligem Hochland umgeben thront auf einzelnem steilen Felsgrat die imposante Baumasse der Neuerburg, zu deren Füßen im Tal der Enz das Städtchen entstand, ehemals eingezwängt in seine Stadtmauer, die den Zugang zur Burg von der Stadtseite aus sicherte und von der Kirche bis zur Burg hinauf immer schmaler werdend, hier eine Art Vorburg bildete.

Der zweite, aus dem Lande kommende Zugang zur Burg mündete auf der entgegengesetzten Seite in einen Torbau, von einem langen, hochgelegenen Zwinger begleitet. Nach dieser Seite hin liegt auch die Hauptverteidigungsfront des Torbaues selber. Rundherum fällt der Berg       schroff ab, der Zugang von der Stadt, also von Osten her, ist sehr lang und teilweise steil, die Fahrstraße auf der Nordseite wurde erst 1823 angelegt.

Die im Grundriß schwarz angelegten Teile gehören dem 12.—14. Jh. an. Wenn man die Maueransätze dieser Teile verlängert, bekommt man die charakteristische, dem Gelände angepaßte mittelalterliche Anlage von ovaler Form, nur mit der Besonderheit, daß der Torbau seitlich herausgezogen ist. Mit diesem schweren Torbau, dem Hauptwohngebäude auf der Mitte der Südseite, dem Wohnflügel und Rundtürmen am Westende, mit dem Zwinger und Wehrgang entlang der Nordseite, und der dem Innenhof nach osten vorgelagerten Ostbastion haben wir eine einheitliche und vollständige Anlage von ca. 100 m Länge und 42 m Breite, die einen Innenhof von 45 m Länge und 10 m durchschnittlicher Breite einschließt.

Die nächste Verstärkung erhielt die Burg offenbar in der Zeit von 1513 bis 1540 durch den über die alte Mauer hinausgeschobenen Geschützturm auf der Nordseite und die Mauerverstärkung am Westende. Dann folgt die Ummauerung des jetzt 12 m vorspringenden, 16 m breiten und daher hufeisenförmigen Geschützturmes auf der Südwestecke des Felsens, der die Straße nach Westen und das Außentor sichern sollte. Alle diese Bauteile sind durch ihre dicken Mauern (im Grundriß kreuzschraffiert) zu erkennen.

bu burg02Ein Ausbau der Wohnräume im Torbau fand offenbar unter Diederich II, Graf zu Manderscheid-Kayl-Daun statt, der im Jahre 1592 Anna Amalie, Gräfin von Manderscheid- Schleiden, Erbin zu Neuerburg, heiratete und deren Ehewappen auf einer Takenplatte des Jahres 1605 erhalten ist. Bei diesem Umbau des Torbaus um 1600 wurde aus dem bisherigen Wacht- und Mannschaftsraum der alten Anlage eine behagliche Wohnküche mit Front nach der Stadt. Auf der Front nach dem Lande, also auf der anderen Seite, entstand ein großer Wohnraum, getrennt durch den Küchenkamin, mit der genannten Takenplatte. Die Fenster wurden beim Umbau nach Bedarf geschlossen  oder verbreitert. Die zuletzt als Gefängniszellen benutzten, sehr tiefen Schießscharten auf der Südseite wurden abgetrennt. Ebenso entstand ein Vorraum für den Treppenverkehr. Auf der Westseite der Wohnküche trat ein Säulenkamin mit freistehenden achtkantigen Säulen und hohem, glatten Architrav an Stelle des mittelalterlichen.

Der romanische Teil der Torfahrt nimmt deren mittleres Drittel ein und mag, nach einer senkrechten Fuge im Mauerwerk zu urteilen, 3,50 m lang gewesen sein. Der in rotem Hausteinen sauber gearbeitete Torbogen, 3,40 m hoch, ist auf Fels gesetzt, ebenso die ganze Torleibung. Bei der Fortführung des Tores nach Osten ist offenbar die Leibung des romanischen Teiles um eine Schicht verengert, ebenso ist das spitzbogige Tonnengewölbe einheitlich aus der Mauer heraus durchgeführt, wie die etwas verdeckte schlüsselförmige Schießscharte über dem Torbogen zeigt. Auch die steile Schräge darunter ist überschnitten.

bu burg03Jetzt stellt sich der Torbau als eine offene, aber stark geschützte Durchfahrt dar von 10 m Länge und 2,50 m lichter Breite an der schmalsten Stelle. Sie verbreitert sich nach der Stadtseite zu auf etwa 4 m bei einer Scheitelhöhe von 5,30 m und war hier auf der Stadtseite nach der Verlängerung nicht verschließbar. Deshalb versah man die         Toröffnung nach der Landseite mit einem Tor, welches mit einfachem Anschlag nach außen, also zur der Landseite hin zu öffnen war. Gleichzeitig baute man zur Verstärkung der ersten Zwingeranlage entlang der Zufahrt einen 2 m hohen, gewölbten Wehrgang, der jetzt noch in einer  Länge von 19 m Länge erhalten ist, und dessen Mauerwerk 5 m oberhalb des Weges auf den Felsen gestellt ist. Nach dem Torbau zu muß er schon früher gegen den Felsen gelaufen sein, jedoch auf andere Art eine Verbindung mit dem Wehrgang der Torbaufront gehabt haben, wie eine Tür im Korridor desselben zeigt. Am anderen Ende ist er später durch den  Hufeisenturm versperrt. Man konnte von diesem gemauerten, bequemen Wehrgang aus den Weg zum Tor durch Öffnungen beherrschen, die in Abständen von 7,50 m angeordnet sind.

Die Außenflächen des Torbaues sind wie der ganze Bau ohne architektonische Gliederung. Das Mauerwerk charakterisiert sich im allgemeinen durch überall sichtbar werdende, schräg auf Spalt gestellte einzelne Steinreihen. In Höhe des ersten Obergeschosses ist die Front nach der Stadt etwa 18 m breit, im      Erdgeschoß durch eine starke Stützmauer nach Süden zu verbreitert, an die sich die zur Vorburg hinabgeführte Umfassungsmauer anschloß. Die nach der Stadtseite zu spitzbogige Torfahrt schneidet ohne Hausteinumrahmung in die Fläche ein, die alten Fenster und die Schießscharten sind niedrig rechteckig oder fast quadratisch und nach          Bedarf verteilt, alle zu erkennen an dem spitzbogigen Entlastungsbogen. An der Stadtfront sieht man sonst noch neben den eigenartigen Schießscharten in der Tormauer zum Innenhof ein schmales Schlitzfenster mit Schräge, und   ganz oben, jetzt am Dachfirst, einen großen Gußerker in Haustein.

Das Erdgeschoß in dem südlich der Torfahrt gelegenen Teil des Torbaus ist mit spitzbogiger Tonne gewölbt bei           rechteckigem Grundriß, und war früher nur durch ein Einsteigloch von oben als Kellerraum zugänglich. Die Hausteinfassung dieser Öffnung ist gleich dem Gewölbe 60 cm dick, die lichte Öffnung beträgt 52 cm. Das Geschoß darüber ist von der Front der Stadtseite durch eine hochgelegene, früher kleinere, und auch nicht durch Steintreppe      erreichbare Tür aus zugänglich. Der rechteckige Raum ist spitzbogig tonnengewölbt, in der Mauerecke linker Hand ein Verteidigungsfenster, das sich im nächsten Geschoß wiederholt, zu dem vorne bei der Tür eine gerade Steintreppe in der Mauer führt, unten gesichert durch eine schmale Tür, oben durch ein quadratisches Einsteigloch.

Der sich mit 4 m Mauerstärke aus der Ecke entwickelnde Turm rechts neben dem Außentor auf der Landseite            überragte früher die Dachfläche, in die er jetzt einbezogen ist. Bei unregelmäßiger Gestalt des Gebäudes springt er nur als Segment aus der Ecke vor und findet im ersten und zweiten Obergeschoß tangential Anschluß an die Torfront der Landseite des Gebäudes, die im 18. Jh. durch einen angeklebten Bau mit Mansardpultdach verdeckt wurde. Die   Toröffnung wurde durch den hier als dritten vorgelegten flachrunden Bogen nicht verdeckt. Über diesem Torbogen ist eine Steinfigur von 75 cm Höhe eingelassen, eine grobe Arbeit romanischer Zeit, nach den Bohrlöchern zu schließen, ein Laternenhalter. Die seitlich stehenden ovalen Augen, das regelmäßig gelegte, nach vorn gestrichene Haar sind derb gearbeitet, ebenso der halblange, regelmäßig gefältelte Rock.

bu burg04Der runde Turm rechter Hand vom Torbau, aus Sicht der Stadtseite, ist erst später lediglich Treppenturm zur Verbindung der Wohnungen geworden und erhielt bei dieser Gelegenheit große Fenster mit bequemen Sitzen im zweiten und obersten Geschoß. Außerdem wurde der alte Eingang auf der Westseite des Turmes vermauert und innen von der Steintreppe überschnitten. Er lag versteckt im Winkel gegenüber der Tür zum Rittersaal, beide geschützt durch den Wehrgang, jetzt Korridor, darüber. Ein Anbruch im Mauerwerk des Turmes, durch Putz verdeckt,  könnte zu einer Mauer gehören, die von diesem Turm als Wehrgangverbindung senkrecht auf die nördliche Wehrgangmauer und auf einen ähnlichen Rundturm stieß, der vor dem Neubau des heutigen Pförtnerhauses gerade noch in Resten erkennbar war. Außer dem erhaltenen Hoftor, in der Borockzeit verändert, wäre also entweder       gleich dahinter noch eine zweite Tor- und Wehrmauer anzunehmen, oder aber das jetzt noch erhaltene Tor hatte vor dem Turmumbau noch nicht existiert und wurde erst durch den heutigen Zugang zum Erdgeschoß des Torbaus, welcher mit dem Turmumbau angelegt wurde, erforderlich. Damit war das alte Tor, welches mutmaßlich die beiden Türme verband, überflüssig und wurde abgebrochen. Hier kann man jedoch nur spekulieren.

Das Erdgeschoß des Torbaus bestand aus einem tonnengewölbten, kasemattartigen Raum, dessen Beobachtungsfenster und breite Schießscharten nach der Stadt weisen. Die Verlängerung des Tores nach Westen diente hauptsächlich der Anlage eines Wehrganges auf seiner Obermauer. Er hatte seinen natürlichen Anschluß an den von außen kommenden Gang (s. o.) und fand in den oberen Stockwerken später im 16. Jh. als Korridor Verwendung. Dieser Wehrgang beherrschte mit vermutlich mehr als einem Stockwerk und 7 m Front den Zugang von Westen und verband den heutigen Treppenturm mit dem Turm des Torbaus. Bei Anlage der Wohnräume auf dieser Seite im 18. Jh. wurde die Hauswand noch über das alte Tor vorgeschoben, und es entstand so unter Abfangen der Frontmauer ein Zimmer von 3,50 m Tiefe (auf der Mitte gemessen) und 8,25 m Breite. Gegenüber wurde die Fensternische für den Blick nach der Stadt zu verbreitert und durch Vorziehen von dekorierten Sandsteinpilastern auf 2,50 m vertieft.

Im ersten Obergeschoß entstanden vier Wohnzimmer mit einem Korridor, der sein Licht am Nordende vom Innenhof der Hofseite bekommt und als Wehrgang sich vielleicht nach Norden (s. o.) fortsetzte. Das größte Wohnzimmer des Torbaues erhielt nach dem Hof zu um 1600 einen Erker in sorgfältiger Hausteinarbeit, das Kreuz des Frontfensters mit Birnstabprofil, die Leibung mit sorgfältiger, breiter Kehle. Alle Frontfenster waren horizontal und vertikal geteilt, ebenso ein solches auf der Mitte und am Ende des Korridors. Auch diese Fenster sind meist mit Sitznischen ausgestattet gewesen. Die Stütze des Erkers bildet ein schwerer Sandsteinkarniß. Im zweiten Geschoß folgen dann nach der Südseite und Westecke zu gelegen drei Wohnzimmer.

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Die Hoffront des Herrenhauses ist wieder architektonisch ungegliedert. Das Erdgeschoß enthält einem Saal, der das interessanteste Stück der Burg bildet und vermutlich den Rittersaal darstellt. Die linke (östliche) Hälfte ist mit starkem Mauerwerk versehen, die rechte (westliche) mit dünneren Mauern fortgeführt und nach den Wappen in den Gewölbeschlußsteinen zur Urteilen, wurde der Saal zu Anfang des 15. Jh. neu gewölbt. Gleichzeitig entstanden die drei 2,70 m hohen, mit Sitznischen ausgestatteten Fenster auf der Südwand, von denen sich eins, wenn auch wie die anderen vermauert, ganz erhalten hat. Sie sind einmal quergeteilt, die Hausteinrahmung ist sorgfältig profiliert mit Plättchen und Hohlkehle. Außen sitzen sie mit ihrem Hausteinwerk 20 cm hinter der Mauerfläche.

Im 18. Jh. wurde der Saal durch Querwände in drei Räume aufgeteilt und durch eine Decke in zwei Geschosse zerlegt. Er wurde als Viehstall und Futterraum, später als Turnhalle verwendet. Das erste Joch diente in seinem oberen Teil der Stadt als Archivraum. Es zeigt ein unregelmäßiges Kreuzgewölbe mit spitzbogigen Kappen. Ein Zugang zu diesem Archivraum wurde damals durch die schmale Tür im Korridor des Obergeschosses geschaffen, mit Flachbogen in rechteckiger Umrahmung und herumgeführter Fase, sorgfältig gearbeitet. Das Gewölbe ist hier durchschlagen und einige Stufen führen hinab in den Raum, dessen Gewölbekonsolen in Fußbodenhöhe liegen. Der entsprechende Raum darunter zeigt nicht mehr die alte Zugangstür; sie wurde im 16. Jh. geändert und ist rundbogig geschlossen mit einem Pförtnerfenster zur Seite.

Die Trennungswand nach dem Saal zu zeigt ein Tympanon über der nun vermauerten Tür. Man erkennt einige einfache geometrische Ornamente. Der Saal selber besteht aus drei Jochen von unregelmäßiger Gestalt, die verschieden groß und kreuzgewölbt sind mit breiten Wulstrippen, denen eine schmale, dünne Leiste vorgelegt ist. Im ersten Joch finden sich nicht wieder benutzte Gewölbekonsolen. Eine Rippe und der Gurtbogen sind entsprechend der Grundgestalt leicht spitzbogig, aufsitzend auf schweren rechteckigen Konsolen, mit langer Schräge, die nochmals von einem Konsolkragstein abgefangen sind. In den beiden anderen Jochen sind die Rippen kreisrund, jedoch stoßen sie, um Raum zu sparen, stumpf auf. Die etwa 2 m hohen Wandsäulen sind nur in den beiden westlichen (größeren) Jochen verwendet. Kapitelle und Basen sind alle verschieden. Das schwere Gewölbe, die romanisierenden Formen dieser Gotik mögen Veranlassung zu dem Namen "Tempel" gegeben haben. Die Schlußsteine mit Schildformen des 14. Jh. enthalten die Wappen des Johann von Rodemacher, der im Jahre 1410 Irmgard von Bolchen-Neuerburg heiratete, sowie das Wappen der Grafen von Vianden und das aufgemalte Wappen Cronenburg-Neuerburg. Ein aufgemaltes verlorenes war vielleicht Bolchen-Useldingen, oder ein Schrägbalken als Wappen von Brandenburg, wie es Friedrich von Brandenburg führte. Reste von Malerei fanden sich noch Anfang des 20. Jh. bei den beiden mittleren Schlußsteinen, ebenso als Wellenstriche in roter Farbe über die Rippen hinweggehend.

Über dem Gewölbe des Saales befindet sich ein zweites Geschoß, das noch 1,50 m Höhe behalten hat und als Versteck und Vorratsraum benutzt wurde, nur durch eine einzelne Luke im Fußboden von oben her zugänglich. Späterem Umbau (16. Jh.) gehört das Obergeschoß an mit leichten Mauern, z. T. in Holzfachwerk. Es liegt mit vier Zimmern in gleicher Höhe mit dem Dachboden des Torbaues und hatte auch nach der Außenseite kleine Fenster, die mit dem Pultdachanbau des 18. Jh. vergrößert und denen dieses Anbaues gleichartig gemacht wurden. Von diesem Anbau auf der Zwingerseite ist noch zu sagen, daß sein Eingang am Westende liegt, daß er eingeschossig ist und nur drei Zimmer und einen Dachboden enthält. Das gebrochene Dach auf der Seite vor der Torhauswand hat keinen nutzbaren Raum hinter sich. Diese drei Wohnungen mit ihren drei bis vier Zimmern zeigen uns die verhältnismäßig bescheidenen Ansprüche der Bewohner.

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Von den in Ruinen liegenden Teilen (s. Grundriß) kann man sich an Ort und Stelle bei weit vorgeschrittener Zerstörung nicht mehr alles erklären. Die Wohnteile der spitzen Westbastion sind fast unkenntlich. Die Bastion ist tief in den Felsen hineingebaut, die flachbogigen Kellergewölbe sitzen unmittelbar auf dem Felsensockel auf. Mittlerweile verschwundene Fundamentreste eines Treppenturmes fanden sich auf der Mitte der Front des im 16. Jh. unter Joachim von Manderscheid erbauten Wohnflügels, der auf der Südseite Große Fenster erhielt. Zum ältesten Teil der Burg gehört dann auch der Rundturm am Westende mit 7,70 m Durchmesser und 2 m Mauerstärke nebst einer Sockelböschung von 80 cm. Dieser Rundturm stellte vermutlich den Bergfried der Burg dar. Gelegentlich einer Felssprengung für den Chausseebau stürzte er i. J. 1823 zum größten Teil ein. Nach außen offen, stehen jetzt noch eineinhalb Geschoß. Auf seiner Rückseite wurde die anstoßende Mauer im 16. Jh. unter Diederich IV. von Manderscheid um 3 m verstärkt, auf der Südseite sogar außen und innen auf 5,25 m Dicke gebracht mit dem alten Kern in der Mitte.

Dieses Mauermaß hat auch der hufeisenförmige Turmrest auf der Südwestecke, ein schweres Bollwerk zum Aufstellen von Kanonen, wie man es zur Verteidigung der Hauptzufahrtsstraße auf der Südwestecke des Felsens für nötig hielt. Er ist von den in Ruinen liegenden Teilen am meisten zerstört. Vorhanden ist noch die gewölbte Decke des Kellers mit einem Rinnenloch von 1,80 m Länge, an das sich unten im Keller ein rundes Sammelbecken nebst Abzugskanal anschließt. Ferner sieht man die Ansätze zu Schießscharten, wie sie auch bei den Bollwerken auf der Nordseite ausgeführt sind. Man konnte hier westlich und östlich dicht an den übrigen Bauteilen entlang schießen und das ganze vorgelagerte Gelände unter Feuer nehmen. Die Mauer des alten Teiles hatte dagegen nur 1,25 m Dicke, wie wir an einzelnen Stellen sehen können, und so hat auch die lange Strecke auf der Nordseite ihre Verstärkung erhalten.

bu burg07Imponierend ist noch heute der polygonal gestaltete Geschützturm auf der Mitte der Nordfront mit seinen drei Geschossen. Die Mauerstärke beträgt auch bei diesem Bollwerk 5,50 m an der stärksten Stelle. Das Äußere ist mit scharfen Kanten sorgfältig gemauert, jedoch sind die Öffnungen aller Werksteine beraubt. Innen haben wir gratige Kreuzgewölbe mit starken Gurtbogen in Haustein von rechteckigem Querschnitt und ein Gewölbe von 1,50 m Stärke. An Einrichtungen sehen wir im Erdgeschoß vier sorgfältig angelegte Geschütznischen, die beiden mittleren für größere, die äußeren für kleinere Geschütze, es fehlen nicht die Kanäle für den Rauchabzug. Ebenfalls finden wir auf der Ostseite eine Feuerstelle. Das Geschoß darüber war mit einem flachem Tonnengewölbe ausgestattet und enthielt dieselben Einrichtungen in den Geschütznischen. Der sich anschließende Rest des Wehrgangs ist noch bis auf die Höhe des Erdgeschosses der Norbastion erhalten. Auf der Innenseite die ältere Mauer mit hohen Nischen von fast geradem Sturz. Darin oben Schießscharten in Haustein in Form eines gedrückten Ovals. Die Mauer ist hier als Zwischenstück zwischen Nord- und Ostbastion nach außen auf 3,80 m verstärkt, und dabei sind die Schießscharten angelegt.

Nun folgt, im Anschluß an das Pförtnerhaus, nach Osten etwa 30 m weit vorspringend, die Ostbastion, von der noch ein Geschützstand in Resten vorhanden ist, während der sonstige Verlauf gerade noch mit einiger Wahrscheinlichkeit ergänzt werden konnte und so das Bild der Anlage vervollständigt. Auch sind hier noch Keller vorhanden mit einem verschütteten Brunnen darin, der in einem Vertrag vom Jahre 1608 (St. A. Koblenz Abt. 15, Nr. 528) mit einem Brunnenmacher als seit geraumer Zeit baufällig bezeichnet wird und sein Wasser wieder in das Brau- und Backhaus und vor die Küche leiten soll. Im Mauerklotz des Geschützstandes zunächst dem Burghof befand sich lt. Wackenroder eine kreisrunde Treppe, erst in etwa 3 m Höhe beginnend, die sowohl Wehrgang wie Bastion zugänglich machte.

Unmittelbar am Bau selber war die Zugangsseite von der Stadt her gesichert durch den Felsen, auf dem später diese Ostbastion stand. Eine Böschungsmauer sicherte die Kehre, in der ein Tor auf halber Schräge, nach dem Ansatz in der Mauer zu urteilen, angebracht war und wie die früher vorhandenen Prellsteine zeigten. An dieser Stelle vereinigen sich der Fußweg von der Stadt her und der Fahrweg von Westen. Durch diese Bastion führte der Weg zum Hof der Burg, das Tor in der Kehre lag der Durchfahrt des Torgebäudes gegenüber, also beide sich gegenseitig sichernd. Die sich an den Torbau anschließende Hälfte der Abschlußmauer des Hofes gehört noch zum alten Teil, wie der Mauerverband zeigt und damit auch die interessante Schießschartenanlage für vier Schützen, hier den Aufgang nochmals sichernd. Auf der Innenseite der Mauer zeigt die Anlage eine flache Nische mit nach unten weisenden Schlitzen in Sandstein, die außen durch vier vorgestreckte Steine von rechteckiger Form die Öffnungen decken. Das im 18. Jh. erbaute hohe Tor selber ist rundbogig mit roh gelassenem Kämpferstein. Rechts davon mußte die Mauer in ganzer Höhe durch einen breiten Strebepfeiler gestützt werden.