So mancher Gast im historischen Neuerburg wird schon einmal gedacht haben „Wenn diese alten Steine doch erzählen könnten“... Für die Wanderer auf dem Neuer-Burg-Weg, der als mittelschwerer Premiumwanderweg auf rund 13 km rund um das historische Eifelstädtchen Neuerburg führt, wird dieser Ausspruch jetzt wahr.

Dank der Methode des „Storytellings“ werden mit Hilfe von am Wegesrand errichteten Bildtext-Tafeln und Symbolen Geschichten erzählt, die den Wanderer auf eine ganz eigene Reise, im Fall von Neuerburg auf eine Zeitreise, mitnehmen. Dabei steht nicht die pure Wissensvermittlung im Vordergrund, sondern das Wecken von Emotionen und das Schärfen der Sinne für ein achtsames Wandererlebnis. Dies wird dabei nicht nur von der sichtbaren Landschaft geprägt, sondern zugleich von den Bildern des „Inneren Auges“ und der Fantasie des Betrachters.

Auf dem Neuer-Burg-Weg wird den Wanderern der „Urstoff“ einer Erzählung aus dem Mittelalter geboten: Die sagenhafte Liebesgeschichte vom Ritter Kuno von Falkenstein und dem Edelfräulein Ida von Neuerburg, deren Glück durch den eifer- und rachsüchtigen Grafen von Vianden in Gefahr gerät, aber auf wundersame Weise Rettung erfährt. Die sogenannte „Schwarzbildchensage“ gehört zum erzählbaren Kulturgut des geschichtsträchtigen Eifelortes und hätte ohne Not das Zeug für einen Hollywood-Streifen, der – wie soll es anders sein – mit einem „Happy End“ ausgeht.

An vier Muße-Plätzen berichtet Ritter Kuno in mittelalterlichen Versen von seiner romantischen Begegnung mit dem Burgfräulein Ida (Mußeplatz unterhalb Große Kanzel), seinem Ritt zur Burg (Mußeplatz Gutlandbalkon), dem dramatischen Hinterhalt durch den mächtigen Grafen von Vianden und der wundersamen Rettung Kunos in einer hohlen Eiche (Mußeplatz Kunoblick) und schließlich von der Hochzeit auf der Burg zu Neuerburg (Mußeplatz Burg Neuerburg).

Die Symbole an den Muße-Plätzen sind einem hohlen Baum nachempfunden, zugleich greifen sie Elemente eines Ritterhelmes auf. Damit wird die Verbindung zur mittelalterlichen Schwarzbildchensage hergestellt. Die Wanderer schlüpfen in die Rolle des Ritter Kuno, finden im Hohlenbaum-Symbol Versteck und Rückzugsort sowie einen romantischen Platz und Blickweiser zu Orten des Geschehens. Der Wanderer erlebt den Weg gleich einer Zeitreise als lebendige Bühne einer sagenhaften Begebenheit. Dass die Sage zum Schwarzbildchen noch heute in Neuerburg lebendig ist, wird jedem klar, der diesen mystischen Pilgerort mit der schwarzen Marienstatur in der uralten hohlen Eiche unweit der Burg aufsucht. Fasziniert von dem dramatischen Geschehen der Erzählung und mit ein wenig Fantasie hört man hier wieder das Schlagen der Hufe, den metallischen Klang der Waffen und die Rufe der Verfolger im dichten Wald...

Ergänzend zu den Mußeplätzen wurden entlang des Neuer-Burg-Weges auch bebilderte Pulttafeln aufgestellt, die interessante Hintergrundinformationen zu Sehenswürdigkeiten und zur Stadtgeschichte bieten. Die Tafeln konnten mit ehrenamtlicher Hilfe des geschichtskundigen Martin Brunker, des Eifelvereins Neuerburg und örtlichen Fotosammlungen erstellt werden. Ein ganz besonderes Highlight auf dem Weg stellt der Beilsturm auf einem Felsen oberhalb des Marktplatzes dar. Als Vorwerk der mittelalterlichen Stadtbefestigung diente er früher dem Feuerwächter als Ausguck. Heute können Gäste und Einheimische vom Turm aus die historische Altstadt und Burg bestaunen. Mit der jüngsten Sanierung des Turmes im Jahr 2021 konnte dem Bauwerk im wahrsten Sinne des Wortes „noch einer draufgesetzt werden“. Unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes bietet die aufgesetzte, moderne Aussichtskuppel auch größeren Gruppen einen beeindruckenden Rundumblick auf und in die Umgebung des Eifelstädtchens.

Tauchen Sie ein in die Geschichte und Geschichten der Stadt Neuerburg, entdecken Sie den Neuer-Burg-Weg auf den Spuren von Ritter Kuno und Burgfräulein Ida!

Im Juli wurde der Neuer-Burg-Weg im Rahmen einer Pressekonferenz am Stausee Bitburg mit vier weiteren Mußepfaden der Nutzung übergeben. Das Vorhaben wurde im Rahmen des europäischen Interreg-Projekts VA „Barrierefreiheit ohne Grenzen“ unter der Trägerschaft des Naturparks Südeifel ZV, in bewährter Zusammenarbeit mit den Verbandsgemeinden/Stadt Bitburg sowie den Tourismusorganisationen der Südeifel und des benachbarten Großherzogtums Luxemburg realisiert.

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Fotos: Christian Calonec-Rauchfuß