Wir sind nicht nur der älteste Musikverein von Rheinland-Pfalz und im Besitz der ältesten Fotografie eines Musikvereins in Deutschland, sondern dürfen auch stolz sein auf die ältesten Noten unseres Vereins. Der handgeschriebene Notensatz ist noch heute nahezu unversehrt in unserem Besitz. Es handelt sich dabei um eine Abschrift der Originalkomposition des belgischen Komponisten Ed. van Buggenhout (J.-F. Édouard van Buggenhout) durch Josef (Joseph) Sartorius, der von 1857 bis 1872 Dirigent des Musikvereins war.

Édouard van Buggenhout (geb. 1818 in Brüssel) war Dirigent, Komponist und Arrangeur für Symphonie-Orchester. Im Jahr 1852 veröffentlichte er unter dem Namen ‚Le Métronome’ eine Serie von Musikstücken für Symphonie-Orchester. Ein Teil daraus ist das ‚Potpourri sur les aira populaires Luxembourgeois’. Zu dieser Zeit war er Direktor der Société Philarmonique d’Arlon. Bis 1815 gehörte Neuerburg zu Luxemburg. Erst auf dem Wiener Kongress wurde Neuerburg mit den östlich von Our und Sauer liegenden luxemburgischen Territorien vom Stammland abgetrennt und Preußen zugeschlagen. Das ‚Pot-Pourri National Luxembourgeois par Ed. van Boaggenhout‘ ist ein Strauß luxemburgischer Volkslieder, unter anderem De Marlbruck geet a Flandren, Hopp Mariännchen, De komp Kueb, Ech sinn e groussen Hexenmeeschter, Zu Aarel op der Knippchen, Berelenk-lenk-berelerelenk, Au clair de la lune und Den Hämmelsmarsch. Es ist auch heute noch eine luxemburgische Tradition, dass einheimische Musikvereine mit dem Hämmelsmarsch durch die Gemeinde ziehen, um entweder zur Kirmes einzuladen oder auf die Haussammlung aufmerksam zu machen.

Die Besetzung für das ‚Pot-Pourri National Luxembourgeois‘ entspricht einem Oberstufenorchester, wenn nicht sogar einer Militärkapelle. Vergleicht man die ältesten Noten des Vereins von 1859 mit dem Foto von 1857, so kann man erkennen, dass es sich um ein Harmonie-Orchester mit einer opulenten Besetzung handelt.

Besetzung: Partie direction sib, Flauto in Es, Clarinetto in Es, Clarinetto 1-4, Bugle 1 sib, Bugle 2 sib mit Transposition nach F, Tromba 1 mib, Tromba 2 mib, Piston 1 sib, Piston 2 sib, Bugle Alto 1, Bugle Alto 2, Bariton statt Alto 2, Cor 1 mib, Cor 2 mib, Te-norhorn statt Trombone 1, Tenorhorn statt Trombone 3, Trombone 2 in sib, Trombo-ne 3 in sib, Tuba 1 sib, Tuba ut, Caisse roullante, Große Caisse, Triangle.

Über Josef Sartorius: Der Arrangeur Josef (Josephus) Sartorius (geb. 1826 in Neuerburg) war Lehrer von Beruf, bedeutender Organist und Dirigent des Musikvereins Neuerburg 1821 e.V. (1857-1872). Seine Eltern waren Tilmann Josef Sartorius (1796-1860) und Anna Müller (geb. 1797), die beide aus Neuerburg stammten.

Am 26. April 1879 heiratet Josef Sartorius Maria Margaretha Thomé. Nach einem größeren Streit im Jahr 1872 unter den Neuerburger Vereinen trat er als Dirigent zurück und wurde Dirigent der neu gegründeten Liedertafel. Sein Nachfolger als Dirigent des Musikvereins wurde der Gastwirt Carl Johanns. In Folge dieser Turbulenzen hat sich die ‚Neuerburger Musik‘ – wie der Musikverein damals genannt wurde – am 1. Mai 1872 umbenannt in Musikverein ‚Concordia‘.

Noten