Nach dem Besuch der Probenarbeit zum aktuellen Ballett „Wagners Traum“ im Oktober, verschlug es die Tänzerinnen der Neuerburger AG gemeinsam mit der betreuenden Lehrkraft Christina Niehl und einigen Eltern erneut ins Theater, um sich die vertanzte Inszenierung von „Wagners Traum“ anzusehen.

Vor Beginn der Vorstellung durften wir dem Warm-Up der TänzerInnen beiwohnen. Während die Tänzer sich auf der Bühne gemäß einem klassischen Balletttraining aufwärmten, zeigte sich auch Bewegung im Orchestergraben, der sich allmählich mit Musikern füllte. Nicht nur der Kopf des Dirigenten ragte immer wieder aus dem Orchestergraben hervor, auch der Lärmpegel nahm immer mehr zu, da auch die Techniker und Musiker ihre letzten Vorbereitungen vor Vorstellungsbeginn trafen. Erfüllt von den ersten Eindrücken lauschten wir nun einer Einführung ins Stück, die uns – vorgetragen durch einen Mitarbeiter des Theaters – über den Inhalt des Balletts sowie den Komponisten Wagner informierte. Dieser Vortrag knüpfte an die von der Theaterpädagogin Eva Wagner vermittelten Informationen und zeigte erneut die enorme Zerrissenheit Wagners auf.

Wenige Minuten vor Vorstellungsbeginn nahmen wir gespannt unsere Plätze im Theatersaal ein und fieberten der Aufführung entgegen. Mit dem Öffnen des Vorhangs entführten uns die TänzerInnen 90 Minuten lang in die Welt Wagners und faszinierten uns mit ihren künstlerischen und anmutigen Bewegungen, die eine hohe Varianz an Tanzfiguren, Geschwindigkeit und Formationswechseln boten. Uns Zuschauern bot sich ein wahres Feuerwerk der Ästhetik, die das Können und die Leidenschaft der KünstlerInnen in sich verkörperte. Dabei vereinnahmten die dynamische Choreografie, das minimalistische, dennoch raffinierte Bühnenbild sowie musikalische Klänge die visuellen und auditiven Reize des Publikums, das durch die perfekte Passung von Bewegung und Musik in den Bann des Balletts gezogen wurde. Entgegen allen Erwartungen präsentierten sich die TänzerInnen nicht in Spitzenschuhen, sondern in sogenannten „Tanzsocken“, was das optimale Ausnutzen aller Bewegungsebenen für sich beanspruchte. So wurde die Choreografie von abwechslungsreichen Bewegungen und Tanzelementen dominiert, die absolut organisch arrangiert waren.

Nach der Vorstellung erwartete uns ein Gespräch mit zwei Protagonisten des Balletts und dem Choreografen Roberto Scafati selbst. Ein wenig aufgeregt nahmen wir im Atrium des Theaters auf der Couch neben den Künstlern Platz und führten ein anregendes und spannendes Gespräch, das auf den von den Schülerinnen gestellten Fragen basierte. So berichtete uns der Charakter „Wagner“, dass er vor einer Aufführung sehr aufgeregt sei, aber die Freude, eine andere Welt zu genießen, genauso Raum einnehme. Hinsichtlich des Arbeitsalltags der BalletttänzerInnen erfuhren wir, dass dieser montags bis freitags von täglichen Proben dominiert und auch am Wochenende von Proben geprägt sei. Scafati selbst klärte uns über das Werden eines Ballettstücks auf. Demzufolge stünden für das Einstudieren der Choreografie zwei Monate zur Verfügung. In diesem Zeitfenster müsse eine optimale Symbiose von Orchester und TänzerInnen erreicht werden. Jeder müsse wissen, was er zu tun habe. Indessen offenbarte Scafati, dass er und „Wagner“, getanzt von Francesco Aversano, sich von Berufswegen her schon sechs Jahre kennen und sich ihre Wege bereits in Italien gekreuzt haben. Scafatis Entscheidung, Francesco den Wagner tanzen zu lassen, begründet er damit, dass dieser einfach die perfekte Besetzung für die Rolle sei. Francesco und seine Tanzpartnerin legten uns zudem dar, dass der Werdegang eines Balletttänzers sehr hart und die Teilnehmerzahl beim sogenannten Vortanzen sehr hoch sei. Teilweise habe das Vortanzen während der Corona-Pandemie auch digital stattgefunden. Am Ende des Gesprächs versprach Scafati uns sogar ein gemeinsames Balletttraining mit seinem Ensemble, womit für uns alle ein wahrer Traum in Erfüllung geht.

Wir bedanken uns bei Roberto Scafati, seiner Familie und seinem Tanzensemble für das spannende und bereichernde Gespräch, die faszinierenden Einblicke in den Alltag von Berufstänzern und für das Eintauchen in die Welt des Tanzes.

Schon jetzt können wir es kaum erwarten, gemeinsam mit dem Scafati-Ensemble zu trainieren.

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Foto: Tanja Scafati - zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken